DIE DITTINGER WEIDE
Die Dittinger Weide mit den angrenzenden Waldrändern ist die artenreichste der drei am Blauen-Südhang gelegenen Weiden und als landschaftlich und ökologisch sehr wertvoller Trockenstandort von nationaler Bedeutung.
Der grosse Artenreichtum ist bedingt durch die unterschiedlich exponierten Hänge und die unterschiedliche Bodenbeschaffenheit von sehr trocken und mager bis wechselfeucht.
ÜBERSICHT
Hier finden Sie spannende Beiträge zu ihren Bewohnern und Pflanzen, wie auch weitere interessante Details zur Dittinger Weide:
Ansicht vom Neuen Feldweg Die Weide beheimatet vom Frühling bis Herbst Rinder aus dem Oberbaselbiet (Sömmerungsbetrieb) Foto: Dieter Thommen
Im September 2016 Foto: Dieter Thommen
Im April 2009 Foto: Dieter Thommen
Ansicht vom Neuen Feldweg Die Weide beheimatet vom Frühling bis Herbst Rinder aus dem Oberbaselbiet (Sömmerungsbetrieb) Foto: Dieter Thommen
PFLANZEN
Die Trocken- bis Halbtrockenrasen sind aussergewöhnlich artenreich. Häufigste Gräser sind Aufrechte Trespe, Kammschmiele und Honiggras sowie stellenweise Blaugras und Berg-Segge.
Bemerkenswert ist der hohe Anteil an seltenen Pflanzen wie zum Beispiel Edel-Gamander, Wundklee, Feld-Thymian, Sonnenröschen sowie zahlreiche Orchideenarten, angefangen vom frühblühenden Kleinen Knabenkraut und Spinnen-Ragwurz über Helmorchis, Fliegen-Ragwurz, Spitz- oder Pyramidenorchis bis zur Herbst-Wendelähre.
Erwähnenswert ist auch das Vorkommen von vier Ginsterarten: Behaarter, Deutscher, Färber- und Flügel-Ginster, sowie fünf Vertretern der Enzian-Familie: Frühlings-, Gefranster, Deutscher Enzian, Echtes Tausendgüldenkraut und Durchwachsener Bitterling.
Nicht zu vergessen die Ästige Graslilie, die im vorgerückten Sommer die Weide mit ihren unzähligen weissen Sternchen überzieht.
Problematisch sind die von Vögeln verbreiteten Cotoneastersträucher, die mittlerweile auch bis weit in die Waldränder hineingewachsen sind.
Das Einjährige Berufskraut ist eine weitere Problempflanze, ebenso der Adlerfarn, der mit seinen grossen Wedeln die Bodenvegetation zudeckt. Um andere Pflanzen nicht in Mitleidenschaft zu ziehen, wird z.B. der Adlerfarn - wo immer möglich - von Hand mit der Sichel entfernt.
. Foto: Dieter Thommen
Auch Pyramidenorchis genannt Foto: Dieter Thommen
. Foto: Dieter Thommen
. Foto: Dieter Thommen
INSEKTEN
Der Artenreichtum an Blütenpflanzen ist mit einer grossen Vielfalt an Insekten verbunden. Darunter sind zahlreiche Schmetterlinge wie Bläulinge, Augenfalter wie die seltene Rostbinde, Dickkopffalter, Widderchen, Schwarze Glattrückeneule (einziger Nachweis im grösseren regionalen Umkreis).
Das Blütenangebot nutzen auch viele Fliegen, Wildbienen und Hummeln. Verschiedene Spinnenarten lauern auf die Blütenbesucher. 28 Heuschrecken-Arten kommen im Gebiet vor, darunter die Feldgrille wie auch die seltene Rotflügelige Schnarrschrecke oder die blauflügelige Ödlandschrecke. Erstmals wurde 2018 das Weinhähnchen, eine Grillenart, durch Dieter Thommen und Martin Meury festgestellt.
Die warmen und trockenen Verhältnisse begünstigen Ameisen wie die Amazonenameise, die andere Ameisenkolonien überfällt und Puppen als zukünftige Sklaven abtransportiert. Ameisen und Käfer wiederum sind eine begehrte Nahrung für Ameisenlöwen, die in ihren Trichtern auf Beute lauern.
Der Himmelblaue Bläuling sonnt sich im Abendlicht Foto: Dieter Thommen
Ihre blauen Flügel sieht man erst beim Wegfliegen Foto: Dieter Thommen
Foto: Cornelia Jermann-Halbeisen
Der Himmelblaue Bläuling sonnt sich im Abendlicht Foto: Dieter Thommen
VÖGEL
Dank des reichen Angebots an Insekten finden Grau- und Grünspecht hier ihre Nahrung. Der Turmfalke ist auf seinem Rüttelflug zu beobachten.
Die vielen Rosen-, Schwarz- und Weissdornsträucher bieten dem Neuntöter Brutplatz und Jagdwarte. Leider ist sein Bestand in den letzten Jahren zurückgegangen.
Die Goldammer brütet regelmässig auf der Weide. Auch die Zaunammer war als seltener Brutvogel jahrzehntelang hier zu Gast. Seit 2018 wurde keine Brut mehr beobachtet. Als Bodenbrüter sind beide Arten durch herumstreunende Katzen bedroht.
Der Turmfalke rüttelt bei seiner Jagd häufig über der Weide Foto: Dieter Thommen
Ein Vogel der Hecken Foto: Dieter Thommen
Der Turmfalke rüttelt bei seiner Jagd häufig über der Weide Foto: Dieter Thommen
SCHUTZ UND PFLEGE
1984 wurde die Weide Pro Natura-Schutzgebiet. Seit September 2009 steht sie auch unter kantonalem Schutz. Weitere Informationen dazu finden Sie im Regierungsratsbeschluss vom 1. September 2009.
In Zusammenarbeit mit der kantonalen Abteilung Natur und Landschaft und dem Pächter des Sömmerungsbetriebs ist der Burgerrat für die Bewirtschaftung und Pflege besorgt.
Seit über 30 Jahren findet alljährlich im Oktober der Naturschutztag statt, zu dem die Bevölkerung zur Mitarbeit eingeladen ist. Zudem organisiert die Naturkommission alljährlich im Mai/Juni einen Spaziergang über die Weide mit Informationen zu Flora und Fauna. Aktuelle Anlässe finden Sie hier.
In Zusammenarbeit mit dem Ebenrain – dem Zentrum für Landwirtschaft, Natur und Ernährung - hat die Naturkommission im Jahr 2019 Informationstafeln erarbeitet, welche an 8 Standorten in Dittingen darauf hinweisen, dass man ein geschütztes Gebiet betritt oder sich darin befindet und was es Interessantes zu wissen sowie zu beobachten gibt.
Das Farn wird mit einer Sichel entfernt Foto: Cornelia Jermann-Halbeisen
Am Standort Sanggruebehübel Foto: Cornelia Jermann-Halbeisen
Das Farn wird mit einer Sichel entfernt Foto: Cornelia Jermann-Halbeisen
LINKS
LITERATUR
Jungstadien der Heuschrecken der Schweiz von Dieter Thommen, 2021; hier zu beziehen - Leseprobe.
Magerweiden des Laufentals, Reihe "Natur im Baselbiet" von Roland Lüthi, Heft 4, 2002; hier zu beziehen.
Dieser Beitrag wurde im Mai 2020 in Zusammenarbeit mit
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Margrit Jermann-Meury, Natur- und Umweltfachfrau
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Dieter Thommen, Biologe, Autor und Photograph
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Cora Kuntze, Naturkommission der EWG Dittingen
erarbeitet. Herzlichen Dank!