Ich darf nun tatsächlich vermelden: Die Fernheizungsnetze in Dittingen konnten schon ab Mitte letzter Woche in Betrieb genommen werden! Dieser Erfolg war nur dank des motivierten Einsatzes von Handwerkern, Planern, Lieferanten und der Verwaltung, vor allem aber durch den engagierten, selbstlosen und kompetenten Einsatz der Projektleitung überhaupt möglich.
Ueli Jermann, Vertreter des Burgerrats im Projekt Fernwärme 2.0
Fotos: U. Jermann – links: Ausgangsmaterial Holz – Mitte: Verbrennung der Hackschnitzel im Herz-Kessel – rechts: Lieferung ins Fernwärmenetz
Wie alles begann: Im November 2019 hatte die Burgerkorporation ein Schreiben des Tiefbauamtes BL mit sinngemässer Meldung im Briefkasten, dass im darauffolgenden Jahr in der Dorfstrasse der Bach saniert würde und wir uns jetzt entscheiden müssten, ob wir Fernwärmeleitungen mit einlegen möchten…
Wie wir jetzt alle auf dem Weg durchs Dorf schmerzlich merken, ist es anders gekommen: Die Bauarbeiten sind auch im Herbst 2024 noch im Gange. Vermutlich werden wir aber ab 2025 - irgendwann - auf der schönen neuen Strasse durch Dittingen fahren, oder besser, auf dem neuen Trottoir durchs Dorf schlendern.
Für den Burgerrat war jene Information die Initialzündung, ein Projektteam zusammenzustellen und mit den Überlegungen über die Zukunft der Fernwärme zu starten. Die bestehenden Kund:innen wurden eingeladen, sich zur Fernwärme-Zukunft zu äussern und waren einhellig mit dabei, die Fernwärme weiterzuführen.
Für die Burgerinnen und Burger war dies Grund genug, das Mega-Projekt Fernwärme 2.0" zu wagen.
In der Folge hat sich die Projektgruppe "Fernwärme 2.0", bestehend aus Interessierten, Fernwärmekunden, Fachleuten und Burgerräten an die Arbeit gemacht. Mit dabei waren ausschliesslich in Dittingen wohnhafte Personen: Jonas und Urs Asprion, Felix Glatz, Reto Halbeisen, Jörg und Ueli Jermann, sowie Meinrad Schmidlin. Ein wahres Glück, in Dittingen eine solch kompetente Truppe zusammenstellen zu können. Andere würden sich die Finger lecken!
In der Folge wurde breit evaluiert, wie die Fernwärme in Dittingen in eine sichere Zukunft geführt werden könnte: so wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben und daraus unzählige Varianten eines möglichen Betriebes, sowie viele Standorte für Heizzentralen geprüft und wieder verworfen.
Viele gute Ideen mussten aus betrieblichen, finanziellen oder technischen Gründen verworfen werden. Letztlich fiel auch die Lieblingsvariante vieler aus dem Rennen: die Gross-Zentrale "Schemelschopf".
Zur Realisierung hatte die Projektgruppe der Burgerversammlung die Variante "0-plus" vorgeschlagen, diese wurde 2021 mit klarem Mehr ausgewählt.
Variante "0-plus" beinhaltet die insgesamt drei in Dittingen schon bestehenden Heizzentralen der Gemeinde und der Burgerkorporation mittels neuer Leitungen zu verbinden, zu sanieren und die Kessel-Leistung in den Zentralen deutlich auszubauen.
Die Firma EtaAlta GmbH von Felix Glatz, erhielt anschliessend den Zuschlag für das Vorprojekt. Das Einlegen der Leitungen in die Dorfstrasse musste vorgezogen werden, da das kantonale Bauprojekt der Dorfstrasse schon ins Rollen kam.
2022 wurden Preismodell und Kredit für Planung und Sanierung der Wärmeerzeugung in den Heizzentralen von der Versammlung verabschiedet.
Mit dem konsolidierten Gesamtkredit von 2.2 Millionen Franken, konnte das Projekt in die Umsetzung überführt werden. Felix Glatz übernahm den Ausführungsauftrag mit seiner Firma, was einen nahtlosen Übergang und eine pragmatische Vorgehensweise sichergestellt hat.
Diese «Dittinger-Lösung» passt perfekt zu den Werten und Zielen der Burgerkorporation.
Nach Monaten und Jahren der Diskussionen, vielen harten Entscheiden und der aufwändigen Planung, stehen wir vor Abschluss der wichtigsten Arbeiten.
In der jetzigen späten Phase des Projekts, geht es hauptsächlich darum, der Kundschaft saubere, ökologisch produzierte und klimafreundliche Fernwärme zuverlässig und regelmässig zu liefern.
Zur Erinnerung: Anfang Juni waren die alten Kessel noch in Betrieb und haben - im nassen und kühlen Frühling - die Kundschaft mit Wärme versorgt.
Wir hatten ursprünglich mit einer Aufnahme der Wärmelieferung in der letzten Septemberwoche gerechnet und insgeheim auf einen schönen milden Herbst gehofft, um etwas mehr Reserve zu haben.
Kälteeinbruch Mitte September
In der Vergangenheit hatten wir die Fernwärmeanlagen meist im Bereich des 22./25. September - nach ersten kühlen Nächten - in Betrieb genommen.
Wegen der plötzlichen Nachfrage nach Wärme durch das kühle Wetter der vergangenen zwei Wochen, hat sich das Projektteam neu orientiert. Es hat die beteiligten Handwerker und Lieferanten auf die Lieferung von Wärme an die Kund:innen fokussiert und andere Arbeiten zurückgestellt.
Auf diese Weise konnte die Inbetriebnahme der Kessel um rund eine Woche vorgezogen werden. Dies, obwohl längst nicht alle Einstellungen ausgereift waren und in den ersten Tagen an Kesseln und Pumpen immer wieder Hand angelegt werden musste.
Wir hatten halt nicht erwartet, so früh, eine solch grosse Wärme-Nachfrage zu sehen…
Das Gros der Kunden war - der Kühle zu Trotz - gelassen und verständnisvoll in dieser besonderen Situation, mit dem herausfordernden Projekt FW 2.0 und dem frühen Herbstwetter-Einbruch. Danke!
Aktueller Stand der Inbetriebnahme-Arbeiten
Wie oben erwähnt, haben alle bestehenden Kund:innen, seit Mittwochvormittag, 18. September, die Möglichkeit, Wärme zu beziehen!
Die Wärme für die bestehenden Kundinnen und Kunden, wird derzeit ausschliesslich vom neuen 300 kW Herz Kessel im MFH Hollenweg erzeugt. Sie wird über die neue Verbindungsleitung "Hollenweg-Dorftrasse" ins Dorfzentrum gepumpt und von dort aus via den bestehenden Verteilnetzen an die Kundinnen und Kunden geliefert.
Am vergangenen Freitagmorgen ist auch der neu gebaute Strang "Alte Strasse / Postwegli" in Betrieb genommen worden. Auch dieser wird aktuell vom Hollenweg aus versorgt. Es werden bereits erste Liegenschaften mit Wärme beliefert, weitere folgen...
Am vergangenen Freitagnachmittag konnte auch der neue Herz Kessel im Schulhaus erstmals in Betrieb genommen werden. Damit werden aktuell die Gemeindeverwaltung, das Schulhaus, die Kirche mit Pfarrhaus und das Gebiet rund um den Eingang zum Kählen versorgt.
Solange die Bauarbeiten an der Dorfstrasse nicht abgeschlossen sind, ist das Netz ums Schulhaus, hydraulisch abgeschnitten vom Restnetz.
Leitungen ausserhalb Dorfstrasse
Der Bau der Fernwärme-Leitungen im Hollenweg, der Alten Strasse und im Bereich des Schulhauses und in den Kählenweg, steht kurz vor dem Abschluss. Wenn Sie diesen Bericht in Händen halten, werden wahrscheinlich die letzten Belagsflächen von Müller Bau AG bereits wiederhergestellt sein.
Bis Ende September sollten die Bauarbeiten an Strassen unter Regie der BKD, abgeschlossen und die Strassen wieder normal befahrbar sein.
Bitte entschuldigen Sie die Umstände durch Bauarbeiten
Der Bau der Fernwärme-Leitungen im Hollenweg, an der Alten Strasse und im Kählenweg, hat in den vergangenen rund drei Monaten leider zu lästigen Einschränkungen für die Anwohnenden geführt.
Wir danken für Ihre Geduld und Ihr Verständnis!
Tag der offenen Tür
Im Moment wird in den Heizzentralen noch weitergearbeitet. Es sieht dort im Moment so aus:
Leider sind auf dem Bild nicht alle wichtigen Komponenten der Zentrale gut zu erkennen und viele gar nicht zu sehen (Filter, Speicher, etc.).
Nutzen Sie darum die Möglichkeit, sich alles am Tag der offenen Tür alles genau anzusehen. Dieser ist am Samstag, 8. Februar 2025 geplant.
Wir würden uns freuen, auch Sie am Tag der offenen Tür begrüssen zu dürfen.
Beitrag: Burgerrat Ueli Jermann
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